1000 km für „Essig“
Zwischen den Ortsschildern aus aller Welt gibt es im Fernweh-Park auch den Themenpark „LUSTIGE, KURIOSE und AUSSERGEWÖHNLICHE ORTSNAMEN“. Mit dieser einmaligen Sammlung bieten wir unseren Besuchern etwas zum Schmunzeln.
Wir wollen aber auch aufzeigen, wie der Ort zu seinem doch etwas sonderbaren Namen kam. Denn dieser hat, wenn man ihn zu seinen Wurzeln zurück verfolgt, oft überhaupt nichts mit dem zu tun, worüber man im ersten Eindruck schmunzeln oder sogar manchmal lauthals lachen kann.
Leider ist es uns nicht immer möglich, dies zu recherchieren. Wir sind deshalb auf Ihre Mithilfe angewiesen. Sollte also in dieser Story der geschichtliche Hintergrund „noch“ nicht aufgezeigt werden, bitten wir Sie, wenn Sie es wissen, uns diesen mitzuteilen. Wir bedanken uns herzlich, dass Sie damit zur Vervollständigung unserer Geschichte beitragen.
Mailen Sie Ihren „historischen Hintergrund“, wie der Ort … zu seinem Namen kam, an: k.beer@signsoffame.de
Folgende Ortstafeln sind bis dato in der Sammlung dieses Themenparks enthalten: (willkürliche Reihenfolge): Heiligeland, Ostereistedt, Regenmantel, Lederhose, Welt, Weitewelt, Amerika, Texas, Brasilien, Kalifornien, England, Kanada, Grönland, Wassersuppe, Unterneger, Heringsdorf, Alf, Katzenhirn, Troja, Rom, Gabe Gottes, Bethlehem, Erzengel, Gelobtland, Himmelgarten, Himmelsthür, Fegefeuer, Hölle, Nikolausdorf, Schabernack, Hotzenplotz, Schwarzer Kater, Kukuk, Frankenstein, Killer, Sexau, Pinkler, Strullendorf, Pissen, Poppendorf, Busendorf, Tittenkofen, Fucking, Ottosau, Darmstadt-Wixhausen, Petting, Busenberg, Fickmühlen, Ficker, Lieblos, Großmuss, Meinkot, Unterkaka, Oberanschissing, Jux, Schabernak, Ursulapoppengericht, Oberhäslich, Blödesheim, Deppenhausen, Kirchschlag in der Buckligen Welt, Witzigmann, Ohne Witz, Witzwort, Wüstenbrand, Niesgrau, Pappenheim, Straße, Antwort, Abentheuer, Affendorf, Grüner Esel, Ratte, Kühler Morgen, Feierabend, Büchsenschinken, Mausdorf, Oberkolzklau, Blauer Lappen, Sommerloch, Ochsenschenkel, Altenteil, Todendorf, Regen, Kuhschnappel, Vogelgesang, Großheirath, Hundeluft, Tanzfleck, Rothaar, Kuhfraß, Knoblauch, Aha, Elend, Thomasgschieß, Zuckerfabrik, Umweg, Und, Langweiler, Ende, Oberbillig, Siehdichum, Siehdichfür, Batterie, Benzin, Sorgenlos, Hühnergeschrei, Linsengericht, Frühling, Bierkeller, Kneipe, Biere, Fettehenne, Spinnenhirn, Kaffekanne, Kuchen, Göttin, Pumpernudl, Böß-Gesäß, Krätze, Jucken, Aua, Kothausen, Pups, Kloo, Würges, Ekel, Kotzen, Opferbaum, Leichendorf, Sargleben, Krötennest, Seppl im Holz, Schafwaschen, Handschuh, Bürstenstiel, in den Orscherläckern, Pfannenstiel, Essig, Wäschteich, Umundum, Guglmucken und – „Schmedeswurtherwesterdeich, dem LÄNGSTEN ORTSNAMEN DEUTSCHLANDS und: „Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch“, dem längsten Ortsnamen und damit verbunden, dem LÄNGSTEN ORTSSCHILD EUROPAS… (Dieser Themenbereich wird laufend ergänzt)
Wir haben bei so manchen Namen recherchiert – sehen Sie den HISTORISCHEN HINTERGRUND, die geschichtlichen Wurzeln, wie die Orte zu ihrer aussergewöhnlichen Bezeichnung kamen.
Hier schon mal ALLE LUSTIGEN ORTSNAMEN und deren bislang gefundenen ERKLÄRUNGEN, wie der Ort zu seinem Namen kam, „auf einen Blick“. Dort, wo wir noch keinen Hinweis gefunden haben können Sie gerne tätig werden und ergänzen. (bitte mailen Sie Ihre Recherche an: k.beer@signsoffame.de
Das aktuelle Erscheinungsbild unseres Themenparks der aussergewöhnlichen, lustigen und kuriosen Ortsnamen:
Die Schilder wurden, wo es Sinn ergab, auch so zueinander geordnet, dass sie im Thema und Kombination, zusammen gelesen, nochmal einen zusätzlichen Schauder-Lach-oder Stauneffekt ergeben, z.B.: „Krätze-Jucken-Aua-Ekel“ oder „Bierkeller-Kneipe-Biere“, „Kaffekanne-Kuchen“, „Niesgrau-Frühling“, „Himmelgarten-Himmelsthür-Fegefeuer-Hölle“ u.v.a.m.
Auch die sogenannte „FSK 18/Hardcore Ecke“ wurde entsprechend ergänzt wie „Böß-Gesäß“ „Pups“ -„Kothausen“ – „Kloo“ – aber es geht noch heftiger, zu sehen: nur vor Ort.
19.11.2022: „ESSIG“ – und wo ist „Salz“, Pfeffer“ und „Öl“?
Über 1000 Kilometer Autofahrt hin- und zurück nahm Frau Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner mit Ortsvorsteher Michael Bienentreu und einer Delegation aus dem Swisttal unter die Räder, um Fernwehpark Initiator Klaus Beer ihr Ortsschild „Essig“ für die Abteilung der aussergewöhnlichen Ortsnamen zu übergeben.
Die weitgereisten Gäste übernachteten auch hier und wurden am anderen Tag von dem 2. Bürgermeister Erich Pöhlmann, Erika und Klaus Beer sowie Sylvia Schildbach vom Fernweh-Park Verein herzlich willkommen geheißen. Nach der Schildübergabe schloß sich trotz Wintereinbruchs und eisigkaltem Wetter ein Bummel durch die Schilderreihen an, wobei Bürgermeisterin Kalkbrenner die Größe ihrer Hände mit der von Helene Fischer verglich und sich beim Anblick der Schildergrüße aus aller Welt outete. Wenn es ihre Zeit mal zuläßt oder spätestens im Rentenalter würde sie gerne mal mit dem Motorrad über die Kultstraße Nordamerikas, der legendären Route 66, fahren und war von der Route 66-Schildercollage im Fernweh-Park sehr begeistert.
Australien und „Frau Stockl“ begeistern
Und als sie dann noch die „Schilderstraße Australia“ erblickte, war es um sie geschehen. Sie war schon mal am anderen Ende der Welt gewesen und würde down under und das Outback gerne nochmal bereisen. Demzufolge gab es viele Fotos vor der Australia-Schilderwand. Auch bei ihrem Lebensgefährten Mario Mezger gab es bei einem bestimmten Pfahl kein Halten mehr, denn dort prangen die Star-Schilder seine Lieblingsserie im deutschen Fernsehen, die von „Frau Stockl“, der Schauspielerin Marisa Burger und Joseph Hannesschläger von den „Rosenheim Cops“. Klaus Beer: „Diese Stele sollte seit drei Jahren schon mit den Star-Schildern von „Achtziger, Michi und Sven Hansen“ ergänzt werden, die Schilder sind schon fertig, doch das ZDF ist vorsichtig und lässt wegen Corona nicht mal mehr Presseleute an den Set. Verständlich. Denn kaum auszudenken, wenn ein Protagonist wegen Corona ausfällt und die ganzen Dreharbeiten stagnieren…“
So gab es trotz bitterer Kälte, gefühlt wie minus 15 Grad, viel zu gucken und zu entdecken im Schildermeer und viel zu lachen natürlich auch bei den lustigen und kuriosen Ortsnamen, wo nun auch der Ortsname „Essig“ Einzug hält.
Und da KIaus Beer versucht, in Kombination von Ortssnamen noch einen zusätzlichen Staun- und oftmals auch Lach-Effekt herauszukitzeln ist es ihm nun ein Ansporn zu recherieren, ob es vielleicht dazu auch die Ortsnamen „Salz“, „Pfeffer“ und „Öl“ gibt. Ach ja, und der Ortsteil von Swisstal, „Ludendorf“, würde in diese Abteilung natürlich auch wunderbar passen. Ein Schelm, dem entsprechendes dabei in den Sinn kommt…
Hochwasserschutz am Beispiel von Oberkotzau
Da die Gäste aus dem Swisstal kamen, dass in unmittelbarer Nähe des Ahrtals liegt und somit auch von der Hochwasserkatastrophe 2021 betroffen war, bot Bürgermeister Pöhlmann vor der Schildübergabe eine Führung durch Oberkotzau an um zu zeigen, auf welche Weise sich der oberfränkische Ort vor Hochwasser schützt. Die ca. 1-stündige Führung wurde mit Begeisterung aufgenommen und die Gäste aus dem von der Flut betroffenen Gebiet konnten wertvolle Anregungen mit nach Hause nehmen.
Beim anschließenden Mittagessen wurden ganz persönliche Eindrücke der Flutkatastrophe geschildert und Frau BM Kalkbrenner betonte, dass es ihr ein großes Anliegen war, das Ortsschild für das Friedensprojekt und zugleich Touristenattraktion persönlich zu übergeben. Worüber sich natürlich alle Anwesenden vom Fernweh-Park sehr freuten und sich einig waren: Was für eine wunderschöne Begegnung und Treffen mit ganz ganz netten Leuten. Wir wünschen allen aus dem Swisstal und dem Ahrtal alles erdenkliche Gute und Hilfe beim Wiederaufbau ihrer von dem Hochwasser betroffenen und zerstörten Häuser und Wohnungen.
Wie „ESSIG“ zu seinem Namen kam
GESCHICHTLICHER HINTERGRUND
Die Ortschaft ESSIG zählt 380 Einwohner (Stand 02.01.2021) und ist damit der kleinste Ortsteil der Gemeinde Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis (Land Nordrhein-Westfalen). Essig war im Laufe der Geschichte ein wichtiger Verbindungspunkt verschiedener Verkehrswege. Bereits vor über 2000 Jahren führte die Römerstraße von Trier nach Bonn, Köln und Xanten über Essig.
Die erste schriftliche Erwähnung von Essig ist in einer Urkunde König Lothars II., eines Urenkels Karls des Großen, aus dem 9. Jahrhundert überliefert. In dieser Urkunde aus dem Jahr 856 taucht Essig unter dem Namen „Essingoua“ auf.
Manche Deutungen leiten den Namen Essig von dem Wort „Esch“ ab, das althochdeutsch ezzisc „Saat“ (8. Jh.), mittelhochdeutsch ezzisch, esch „Saatland“ lautet und „Acker-, Weideland, eingehegtes, offenes Feld“ bedeutet. Der Begriff „Esch“ bezeichnete ursprünglich ein zum Ackerbau bestimmtes, nicht eingefriedetes Feld, welches von mehreren Berechtigten gemeinschaftlich genutzt wurde.
Vermutlich hat sich die Bedeutung des Orts- und Flurnamens „Essig“ mit der Zeit jedoch gewandelt. Zwischen Bonn und Aachen ist die Lautform „Essisch“ (in der Mundart „äßisch“) weit verbreitet und bezieht sich oft auf Kreuzungen mehrerer Wege, an denen ein dreieckiger Platz, meist am Siedlungsrand, entstanden ist. Diese kleinen Anger, also grasbewachsenen Dorfplätze, oft in der Nachbarschaft eines älteren Hofes, befanden sich im Gemeindebesitz und dienten meist als Ausweich- bzw. Wendeplatz, auf dem mehrspännige Erntewagen wenden oder aneinander vorbeifahren konnten.
Heinrich Dittmaier liefert noch eine weitere mögliche Erklärung für die Bedeutung des Namensbestandteils „Essig“. In Wortzusammensetzungen könnte das nhd. Wort „Essig“ (ahd. ezzī̑h) als Bestimmungswort zur Bezeichnung der Bodenbeschaffenheit, etwa saurer Wiesen, gedient haben.
Die Herkunft des Ortsnamens Essig im rheinischen Verbreitungsraum konnte bisher noch nicht abschließend geklärt werden. Es gilt jedoch als sicher, dass der Orts- und Flurname „Essig“ im Rheinland nichts mit dem gleichnamigen, vielseitig einsetzbaren Hausmittel zu tun hat.
Quellen:
- Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Hg. v. H. Beyer. Erster Band, Hölscher, Koblenz 1860
- Heusgen, Paul: Die Pfarreien der Dekanate Meckenheim und Rheinbach (Geschichte der Pfarreien der Erzdiözese Köln), Bachem, Köln 1926
- Dittmaier, Heinrich: Rheinische Flurnamen, Röhrscheid, Bonn 1963
- Heinrich Dittmaier: Esch – Verbreitung und Bedeutung in: Foerste, William: Niederdeutsches Wort – Kleine Beiträge zur niederdeutschen Mundart- und Namenkunde, Band 1, Aschendorff, Münster 1960
- Peter Honnen: Wo kommt der her? Namenkundliche Anfragen an die Sprachabteilung in: Alltag im Rheinland. Mitteilungen der Abteilungen Sprache und Volkskunde des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR), LVR, Bonn 2015, S. 47-56
Und hier nochmal ALLE LUSTIGEN ORTSNAMEN und deren bislang gefundenen Erklärungen, wie der Ort zu seinem Namen kam, „auf einen Blick“.
Fotos: Sylvia Schildbach
Foto-Postproduktion: Klaus Beer